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achim bornhöft
Reviewed by Paul Hübner, klavier.de, 6/4/2011
"Versuch über Kunst und Leben Achim Bornhöfts Musik arbeitet an der Verknüpfung von Kunst und Leben. Eine erfreuliche Entwicklung bemerkt der Hörer seit geraumer Zeit in der Reihe ‚Edition Zeitgenössische Musik‘ des Deutschen Musikrates, die in regelmäßiger Folge bei Wergo erscheint: Die portraitierten Komponisten nutzen den Silberling nicht mehr länger als eine Konserve, die sie mit Uraufführungsmitschnitten füllen können, sondern begreifen die Aufnahme immer mehr als eigenes Medium – schließlich ist auch das Medium die Botschaft. Achim Bornhöft, dem die jüngste Folge der Edition gewidmet ist, hat die ausgewählten Werke ganz bewusst den Möglichkeiten und Grenzen einer Stereo-CD angepasst, so dass dem Hören hier tatsächlich eine andere und eben keine geringere Wertigkeit als beim realen Mitvollzug eines Konzerts zukommt. Eingerahmt wird das Programm von der elektronischen Komposition 'Naturell', die Bornhöft als ein wandelbares work in progress begreift. Soundfiles, Feldaufnahmen aus der Natur, fügen sich zusammen zu einer Studie ‚über Sein und Schein‘, über die pluralen Identitäten dessen, was uns im Alltag umgibt. Wie ein Gruß aus der Küche bringen diese Musiken konzis auf den Punkt, was Bornhöft kompositorisch umtreibt: der ganz selbstverständliche Einbezug neuer Medien in den Kompositionsprozess – seit 2006 ist Achim Bornhöft Leiter des Studios für Elektronische Musik am Mozarteum in Salzburg – und der flexible Zugriff auf die Gestalt eines Werkes, das eben in verschiedenen Situationen sich anders entfalten kann, wie zum Beispiel im Falle der Wiedergabe durch zwei Lautsprecher. Bornhöft verlässt sich in seiner Musik nicht auf einen einmal gefundenen Personalstil, sondern geht jede Arbeit unter unterschiedlichen Vorzeichen neu an. ‚Mich interessieren Dinge, die mir passiert sind, Dinge, die ich gelesen oder sonstwo aufgeschnappt habe, Dinge, die sich mit meinem Leben verbinden‘, schreibt er. Das Streichquartett 'Concent' ist so ein Beispiel, in dem das persönlich Erfahrene mittels Kunst aufgewertet wird. Es ist eine Erinnerung an den von den Nationalsozialisten ermordeten Komponisten Victor Ullmann, zugleich eine Mahnung der Erinnerung, des Nicht-Vergessens und der Wahrheit. Da kann dann auch ein Linkin-Park-Zitat auftauchen, ohne dass es crossoverhaft peinlich wird. Live-elektronische Techniken erzeugen einen Klangraum um die Aktionen des Streichquartetts herum, der die Klänge haptisch aufwertet, ihnen in die Dreidimensionalität verhilft. Eine Musik, die man nicht nur hören, sondern auch spüren kann. In 'Aceton' für vier E-Gitarren und Live-Elektronik hat Bornhöft ein algorithmisches Verfahren angewendet, das die Musik ständig zwischen höchster Determination und einkalkulierten Variablen pendeln lässt. Auch diesem Stück liegt ein außermusikalischer Impuls zugrunde, nämlich die geheimen Wetterexperimente des britischen Geheimdienstes in den fünfziger Jahren. Doch auch als Handwerker am Klang überzeugt Bornhöft, vor allem in der Duokomposition 'Lack' für Flöte, Klarinette und Live-Elektronik, in der das akustische Material wie ein Werkstück behandelt, bearbeitet, gefeilt und geschliffen wird. 'Infrarot' für vier Schlagzeuger und Tonband schließlich bezieht sich auf ein eigenes Gedicht, das zwar stumm bleibt, der Musik jedoch klar nachvollziehbare Erzählstrukturen verleiht. Kunst ist Leben. Leben ist Kunst. In Achim Bornhöfts Musik stolpert der Hörer immer wieder über Einbrüche vom einen ins andere. Musik ist hier nicht nur reine Töneklauberei, sondern in jedem Moment beeinflusst vom persönlichen Erleben. Gleichzeitig liefert Bornhöft keine belanglosen Daily-Soap-Episoden, sondern konzis konzipierte Klangmomente, die besonders in der gewählten Form ein Mehrwert-Hören möglich machen."
achim bornhöft
Reviewed by Paul Hübner, klavier.de, 6/4/2011
"Versuch über Kunst und Leben Achim Bornhöfts Musik arbeitet an der Verknüpfung von Kunst und Leben. Eine erfreuliche Entwicklung bemerkt der Hörer seit geraumer Zeit in der Reihe ‚Edition Zeitgenössische Musik‘ des Deutschen Musikrates, die in regelmäßiger Folge bei Wergo erscheint: Die portraitierten Komponisten nutzen den Silberling nicht mehr länger als eine Konserve, die sie mit Uraufführungsmitschnitten füllen können, sondern begreifen die Aufnahme immer mehr als eigenes Medium – schließlich ist auch das Medium die Botschaft. Achim Bornhöft, dem die jüngste Folge der Edition gewidmet ist, hat die ausgewählten Werke ganz bewusst den Möglichkeiten und Grenzen einer Stereo-CD angepasst, so dass dem Hören hier tatsächlich eine andere und eben keine geringere Wertigkeit als beim realen Mitvollzug eines Konzerts zukommt. Eingerahmt wird das Programm von der elektronischen Komposition 'Naturell', die Bornhöft als ein wandelbares work in progress begreift. Soundfiles, Feldaufnahmen aus der Natur, fügen sich zusammen zu einer Studie ‚über Sein und Schein‘, über die pluralen Identitäten dessen, was uns im Alltag umgibt. Wie ein Gruß aus der Küche bringen diese Musiken konzis auf den Punkt, was Bornhöft kompositorisch umtreibt: der ganz selbstverständliche Einbezug neuer Medien in den Kompositionsprozess – seit 2006 ist Achim Bornhöft Leiter des Studios für Elektronische Musik am Mozarteum in Salzburg – und der flexible Zugriff auf die Gestalt eines Werkes, das eben in verschiedenen Situationen sich anders entfalten kann, wie zum Beispiel im Falle der Wiedergabe durch zwei Lautsprecher. Bornhöft verlässt sich in seiner Musik nicht auf einen einmal gefundenen Personalstil, sondern geht jede Arbeit unter unterschiedlichen Vorzeichen neu an. ‚Mich interessieren Dinge, die mir passiert sind, Dinge, die ich gelesen oder sonstwo aufgeschnappt habe, Dinge, die sich mit meinem Leben verbinden‘, schreibt er. Das Streichquartett 'Concent' ist so ein Beispiel, in dem das persönlich Erfahrene mittels Kunst aufgewertet wird. Es ist eine Erinnerung an den von den Nationalsozialisten ermordeten Komponisten Victor Ullmann, zugleich eine Mahnung der Erinnerung, des Nicht-Vergessens und der Wahrheit. Da kann dann auch ein Linkin-Park-Zitat auftauchen, ohne dass es crossoverhaft peinlich wird. Live-elektronische Techniken erzeugen einen Klangraum um die Aktionen des Streichquartetts herum, der die Klänge haptisch aufwertet, ihnen in die Dreidimensionalität verhilft. Eine Musik, die man nicht nur hören, sondern auch spüren kann. In 'Aceton' für vier E-Gitarren und Live-Elektronik hat Bornhöft ein algorithmisches Verfahren angewendet, das die Musik ständig zwischen höchster Determination und einkalkulierten Variablen pendeln lässt. Auch diesem Stück liegt ein außermusikalischer Impuls zugrunde, nämlich die geheimen Wetterexperimente des britischen Geheimdienstes in den fünfziger Jahren. Doch auch als Handwerker am Klang überzeugt Bornhöft, vor allem in der Duokomposition 'Lack' für Flöte, Klarinette und Live-Elektronik, in der das akustische Material wie ein Werkstück behandelt, bearbeitet, gefeilt und geschliffen wird. 'Infrarot' für vier Schlagzeuger und Tonband schließlich bezieht sich auf ein eigenes Gedicht, das zwar stumm bleibt, der Musik jedoch klar nachvollziehbare Erzählstrukturen verleiht. Kunst ist Leben. Leben ist Kunst. In Achim Bornhöfts Musik stolpert der Hörer immer wieder über Einbrüche vom einen ins andere. Musik ist hier nicht nur reine Töneklauberei, sondern in jedem Moment beeinflusst vom persönlichen Erleben. Gleichzeitig liefert Bornhöft keine belanglosen Daily-Soap-Episoden, sondern konzis konzipierte Klangmomente, die besonders in der gewählten Form ein Mehrwert-Hören möglich machen."
achim bornhöft
Reviewed by Paul Hübner, klavier.de, 6/4/2011
"Versuch über Kunst und Leben Achim Bornhöfts Musik arbeitet an der Verknüpfung von Kunst und Leben. Eine erfreuliche Entwicklung bemerkt der Hörer seit geraumer Zeit in der Reihe ‚Edition Zeitgenössische Musik‘ des Deutschen Musikrates, die in regelmäßiger Folge bei Wergo erscheint: Die portraitierten Komponisten nutzen den Silberling nicht mehr länger als eine Konserve, die sie mit Uraufführungsmitschnitten füllen können, sondern begreifen die Aufnahme immer mehr als eigenes Medium – schließlich ist auch das Medium die Botschaft. Achim Bornhöft, dem die jüngste Folge der Edition gewidmet ist, hat die ausgewählten Werke ganz bewusst den Möglichkeiten und Grenzen einer Stereo-CD angepasst, so dass dem Hören hier tatsächlich eine andere und eben keine geringere Wertigkeit als beim realen Mitvollzug eines Konzerts zukommt. Eingerahmt wird das Programm von der elektronischen Komposition 'Naturell', die Bornhöft als ein wandelbares work in progress begreift. Soundfiles, Feldaufnahmen aus der Natur, fügen sich zusammen zu einer Studie ‚über Sein und Schein‘, über die pluralen Identitäten dessen, was uns im Alltag umgibt. Wie ein Gruß aus der Küche bringen diese Musiken konzis auf den Punkt, was Bornhöft kompositorisch umtreibt: der ganz selbstverständliche Einbezug neuer Medien in den Kompositionsprozess – seit 2006 ist Achim Bornhöft Leiter des Studios für Elektronische Musik am Mozarteum in Salzburg – und der flexible Zugriff auf die Gestalt eines Werkes, das eben in verschiedenen Situationen sich anders entfalten kann, wie zum Beispiel im Falle der Wiedergabe durch zwei Lautsprecher. Bornhöft verlässt sich in seiner Musik nicht auf einen einmal gefundenen Personalstil, sondern geht jede Arbeit unter unterschiedlichen Vorzeichen neu an. ‚Mich interessieren Dinge, die mir passiert sind, Dinge, die ich gelesen oder sonstwo aufgeschnappt habe, Dinge, die sich mit meinem Leben verbinden‘, schreibt er. Das Streichquartett 'Concent' ist so ein Beispiel, in dem das persönlich Erfahrene mittels Kunst aufgewertet wird. Es ist eine Erinnerung an den von den Nationalsozialisten ermordeten Komponisten Victor Ullmann, zugleich eine Mahnung der Erinnerung, des Nicht-Vergessens und der Wahrheit. Da kann dann auch ein Linkin-Park-Zitat auftauchen, ohne dass es crossoverhaft peinlich wird. Live-elektronische Techniken erzeugen einen Klangraum um die Aktionen des Streichquartetts herum, der die Klänge haptisch aufwertet, ihnen in die Dreidimensionalität verhilft. Eine Musik, die man nicht nur hören, sondern auch spüren kann. In 'Aceton' für vier E-Gitarren und Live-Elektronik hat Bornhöft ein algorithmisches Verfahren angewendet, das die Musik ständig zwischen höchster Determination und einkalkulierten Variablen pendeln lässt. Auch diesem Stück liegt ein außermusikalischer Impuls zugrunde, nämlich die geheimen Wetterexperimente des britischen Geheimdienstes in den fünfziger Jahren. Doch auch als Handwerker am Klang überzeugt Bornhöft, vor allem in der Duokomposition 'Lack' für Flöte, Klarinette und Live-Elektronik, in der das akustische Material wie ein Werkstück behandelt, bearbeitet, gefeilt und geschliffen wird. 'Infrarot' für vier Schlagzeuger und Tonband schließlich bezieht sich auf ein eigenes Gedicht, das zwar stumm bleibt, der Musik jedoch klar nachvollziehbare Erzählstrukturen verleiht. Kunst ist Leben. Leben ist Kunst. In Achim Bornhöfts Musik stolpert der Hörer immer wieder über Einbrüche vom einen ins andere. Musik ist hier nicht nur reine Töneklauberei, sondern in jedem Moment beeinflusst vom persönlichen Erleben. Gleichzeitig liefert Bornhöft keine belanglosen Daily-Soap-Episoden, sondern konzis konzipierte Klangmomente, die besonders in der gewählten Form ein Mehrwert-Hören möglich machen."
achim bornhöft
Reviewed by Paul Hübner, klavier.de, 6/4/2011
"Versuch über Kunst und Leben Achim Bornhöfts Musik arbeitet an der Verknüpfung von Kunst und Leben. Eine erfreuliche Entwicklung bemerkt der Hörer seit geraumer Zeit in der Reihe ‚Edition Zeitgenössische Musik‘ des Deutschen Musikrates, die in regelmäßiger Folge bei Wergo erscheint: Die portraitierten Komponisten nutzen den Silberling nicht mehr länger als eine Konserve, die sie mit Uraufführungsmitschnitten füllen können, sondern begreifen die Aufnahme immer mehr als eigenes Medium – schließlich ist auch das Medium die Botschaft. Achim Bornhöft, dem die jüngste Folge der Edition gewidmet ist, hat die ausgewählten Werke ganz bewusst den Möglichkeiten und Grenzen einer Stereo-CD angepasst, so dass dem Hören hier tatsächlich eine andere und eben keine geringere Wertigkeit als beim realen Mitvollzug eines Konzerts zukommt. Eingerahmt wird das Programm von der elektronischen Komposition 'Naturell', die Bornhöft als ein wandelbares work in progress begreift. Soundfiles, Feldaufnahmen aus der Natur, fügen sich zusammen zu einer Studie ‚über Sein und Schein‘, über die pluralen Identitäten dessen, was uns im Alltag umgibt. Wie ein Gruß aus der Küche bringen diese Musiken konzis auf den Punkt, was Bornhöft kompositorisch umtreibt: der ganz selbstverständliche Einbezug neuer Medien in den Kompositionsprozess – seit 2006 ist Achim Bornhöft Leiter des Studios für Elektronische Musik am Mozarteum in Salzburg – und der flexible Zugriff auf die Gestalt eines Werkes, das eben in verschiedenen Situationen sich anders entfalten kann, wie zum Beispiel im Falle der Wiedergabe durch zwei Lautsprecher. Bornhöft verlässt sich in seiner Musik nicht auf einen einmal gefundenen Personalstil, sondern geht jede Arbeit unter unterschiedlichen Vorzeichen neu an. ‚Mich interessieren Dinge, die mir passiert sind, Dinge, die ich gelesen oder sonstwo aufgeschnappt habe, Dinge, die sich mit meinem Leben verbinden‘, schreibt er. Das Streichquartett 'Concent' ist so ein Beispiel, in dem das persönlich Erfahrene mittels Kunst aufgewertet wird. Es ist eine Erinnerung an den von den Nationalsozialisten ermordeten Komponisten Victor Ullmann, zugleich eine Mahnung der Erinnerung, des Nicht-Vergessens und der Wahrheit. Da kann dann auch ein Linkin-Park-Zitat auftauchen, ohne dass es crossoverhaft peinlich wird. Live-elektronische Techniken erzeugen einen Klangraum um die Aktionen des Streichquartetts herum, der die Klänge haptisch aufwertet, ihnen in die Dreidimensionalität verhilft. Eine Musik, die man nicht nur hören, sondern auch spüren kann. In 'Aceton' für vier E-Gitarren und Live-Elektronik hat Bornhöft ein algorithmisches Verfahren angewendet, das die Musik ständig zwischen höchster Determination und einkalkulierten Variablen pendeln lässt. Auch diesem Stück liegt ein außermusikalischer Impuls zugrunde, nämlich die geheimen Wetterexperimente des britischen Geheimdienstes in den fünfziger Jahren. Doch auch als Handwerker am Klang überzeugt Bornhöft, vor allem in der Duokomposition 'Lack' für Flöte, Klarinette und Live-Elektronik, in der das akustische Material wie ein Werkstück behandelt, bearbeitet, gefeilt und geschliffen wird. 'Infrarot' für vier Schlagzeuger und Tonband schließlich bezieht sich auf ein eigenes Gedicht, das zwar stumm bleibt, der Musik jedoch klar nachvollziehbare Erzählstrukturen verleiht. Kunst ist Leben. Leben ist Kunst. In Achim Bornhöfts Musik stolpert der Hörer immer wieder über Einbrüche vom einen ins andere. Musik ist hier nicht nur reine Töneklauberei, sondern in jedem Moment beeinflusst vom persönlichen Erleben. Gleichzeitig liefert Bornhöft keine belanglosen Daily-Soap-Episoden, sondern konzis konzipierte Klangmomente, die besonders in der gewählten Form ein Mehrwert-Hören möglich machen."
achim bornhöft
Reviewed by Paul Hübner, klavier.de, 6/4/2011
"Versuch über Kunst und Leben Achim Bornhöfts Musik arbeitet an der Verknüpfung von Kunst und Leben. Eine erfreuliche Entwicklung bemerkt der Hörer seit geraumer Zeit in der Reihe ‚Edition Zeitgenössische Musik‘ des Deutschen Musikrates, die in regelmäßiger Folge bei Wergo erscheint: Die portraitierten Komponisten nutzen den Silberling nicht mehr länger als eine Konserve, die sie mit Uraufführungsmitschnitten füllen können, sondern begreifen die Aufnahme immer mehr als eigenes Medium – schließlich ist auch das Medium die Botschaft. Achim Bornhöft, dem die jüngste Folge der Edition gewidmet ist, hat die ausgewählten Werke ganz bewusst den Möglichkeiten und Grenzen einer Stereo-CD angepasst, so dass dem Hören hier tatsächlich eine andere und eben keine geringere Wertigkeit als beim realen Mitvollzug eines Konzerts zukommt. Eingerahmt wird das Programm von der elektronischen Komposition 'Naturell', die Bornhöft als ein wandelbares work in progress begreift. Soundfiles, Feldaufnahmen aus der Natur, fügen sich zusammen zu einer Studie ‚über Sein und Schein‘, über die pluralen Identitäten dessen, was uns im Alltag umgibt. Wie ein Gruß aus der Küche bringen diese Musiken konzis auf den Punkt, was Bornhöft kompositorisch umtreibt: der ganz selbstverständliche Einbezug neuer Medien in den Kompositionsprozess – seit 2006 ist Achim Bornhöft Leiter des Studios für Elektronische Musik am Mozarteum in Salzburg – und der flexible Zugriff auf die Gestalt eines Werkes, das eben in verschiedenen Situationen sich anders entfalten kann, wie zum Beispiel im Falle der Wiedergabe durch zwei Lautsprecher. Bornhöft verlässt sich in seiner Musik nicht auf einen einmal gefundenen Personalstil, sondern geht jede Arbeit unter unterschiedlichen Vorzeichen neu an. ‚Mich interessieren Dinge, die mir passiert sind, Dinge, die ich gelesen oder sonstwo aufgeschnappt habe, Dinge, die sich mit meinem Leben verbinden‘, schreibt er. Das Streichquartett 'Concent' ist so ein Beispiel, in dem das persönlich Erfahrene mittels Kunst aufgewertet wird. Es ist eine Erinnerung an den von den Nationalsozialisten ermordeten Komponisten Victor Ullmann, zugleich eine Mahnung der Erinnerung, des Nicht-Vergessens und der Wahrheit. Da kann dann auch ein Linkin-Park-Zitat auftauchen, ohne dass es crossoverhaft peinlich wird. Live-elektronische Techniken erzeugen einen Klangraum um die Aktionen des Streichquartetts herum, der die Klänge haptisch aufwertet, ihnen in die Dreidimensionalität verhilft. Eine Musik, die man nicht nur hören, sondern auch spüren kann. In 'Aceton' für vier E-Gitarren und Live-Elektronik hat Bornhöft ein algorithmisches Verfahren angewendet, das die Musik ständig zwischen höchster Determination und einkalkulierten Variablen pendeln lässt. Auch diesem Stück liegt ein außermusikalischer Impuls zugrunde, nämlich die geheimen Wetterexperimente des britischen Geheimdienstes in den fünfziger Jahren. Doch auch als Handwerker am Klang überzeugt Bornhöft, vor allem in der Duokomposition 'Lack' für Flöte, Klarinette und Live-Elektronik, in der das akustische Material wie ein Werkstück behandelt, bearbeitet, gefeilt und geschliffen wird. 'Infrarot' für vier Schlagzeuger und Tonband schließlich bezieht sich auf ein eigenes Gedicht, das zwar stumm bleibt, der Musik jedoch klar nachvollziehbare Erzählstrukturen verleiht. Kunst ist Leben. Leben ist Kunst. In Achim Bornhöfts Musik stolpert der Hörer immer wieder über Einbrüche vom einen ins andere. Musik ist hier nicht nur reine Töneklauberei, sondern in jedem Moment beeinflusst vom persönlichen Erleben. Gleichzeitig liefert Bornhöft keine belanglosen Daily-Soap-Episoden, sondern konzis konzipierte Klangmomente, die besonders in der gewählten Form ein Mehrwert-Hören möglich machen."